Interview mit dem 4Lyn Gitarrist René Russo

von Hansi Tietgen

4lynDie Hamburger Band 4Lyn wird als einer der heißesten Ableger der deutschen New Rock Szene gehandelt. Stilistisch oientiert sich das Quartet an Vorbildern wie Korn oder Limp Bizkit Trotz dieser Bezugnahme ist ihnen eine gewisse Eigenständigkeit im Umgang mit genretypischen Elementen, nicht abzusprechen. Unser Autor Hansi Tietgen traf René Russo (woher kenn' ich den Namen nur?!), den neuen Gitarristen der Band, im Kölner Prime Club und sprach mit ihm über seinen neuen Job, seinen Vorgänger und die Dinge, die da noch kommen werden!

TIPP: Ein ausführlicher 4Lyn/New Rock Workshop folgt im Laufe der nächsten Woche!

 

?PG: Im Sommer warst du noch als Ersatzmann für den erkrankten 4Lyn Gitarristen Benni unterwegs. In der Zwischenzeit hat sich einiges geändert und du bist mittlerweile festes Bandmitglied geworden. Wie geht es Benni eigentlich?

!RR: Wieder besser. Er hat ein Rückenleiden und cancelte deshalb zunächst einmal nur die Promo-Tour der Band im Sommer. Weil sich sein Zustand aber nur sehr langsam besserte und es nicht so aussah, als könne er in der nächsten Zeit wieder auf die Bühne zurückkehren, traf Benni die Entscheidung auszusteigen. Somit haben ich den Job dann fest übernommen.

?PG: Wie bist du damals überhaupt an den Job gekommen?

!RR: Das lief über Sascha, auch bekannt unter dem Namen Chino, unserem Drummer. Er rief mich an und erzählte mir, dass er ein Problem hat und das wir uns unbedingt treffen müßten. Während des Meetings fragte Sascha mich dann, ob ich mir zutrauen würde, als Ersatzmann für Benni die Sommerpromo-Tour zu spielen, da dieser an einem Rückenleiden erkrankt sei.

?PG: Also kanntet ihr euch bereits?!

Rene und sein Equipment!RR: Ja, wir waren zusammen auf einer Schule. Ich kenne Sascha seit der fünften Klasse. Nach dem Meeting ging dann alles sehr schnell. Noch am selben Tag lernte ich Ron (Sänger) und Dee (Bassist) kennen und wir beschlossen, es miteinander zu versuchen. Schon am nächsten Tag fingen wir an zu proben!

?PG: Wie hast du dich vorbereitet?

!RR: Zunächst einmal habe ich mir 24 Stunden lang das Album angehört und versucht die wichtigsten Parts herauszuhören. Als ich ungefähr wußte, was abgeht, habe ich mich im Proberaum eingeschlossen und bis zum Abwinken zur CD mitgespielt.

?PG: Hat Benni dich nicht gecoacht?!

!RR: Ich habe ihn einmal nachmittags in seiner Bude besucht. Im Zuge dessen hat er mir dann die einzelnen Riffs gezeigt. So bekam ich die Chance, meine Versionen mit den Originalen abzugleichen. Das war sehr angenehm.

?PG: Auf der Scheibe gibt es sehr viele Parts, in denen die verwendeten Effekte eine entscheidende Rolle spielen. Gerade die Cleansounds in den ruhigeren "Szenen", sind sehr individuell angelegt. Wie lief das genau ab? Hast du lange getüftelt, um deinem Equipment die entsprechenden Sounds abzuringen?

!RR: Du wirst es nicht glauben, ich habe die einfachste Methode gewählt und Bennis Digitech Preamp abgekauft. Anders wäre es auch kaum gegangen. Wie du schon richtig bemerkt hast, ist die Wirkung der unterschiedlichen Songparts sehr soundabhängig. Es hätte Ewigkeiten gedauert, bis ich die Sounds nachprogrammiert hätte. Und die Zeit hatten wir damals einfach nicht! Es war schon schwierig genug mir die jeweiligen Programmplätze zu merken, die ich beim Spiel der einzelnen Nummern aufzurufen hatte. Das war gerade zu Beginn ein echtes Problem und ich habe mich dementsprechend auch ziemlich oft "vertreten".

...noch mehr Equipment?PG: Jetzt sag doch mal: Wieviel Zeit hattest du vom ersten Probetermin bis zu dem Tag, an dem ihr zum ersten mal gemeinsam auf der Bühne stehen musstet?

!RR: Vier Tage!

?PG: Wow! Äußerst knapp! Warst du sehr nervös?

!RR: Schon ein bißchen. Die Premiere mit 4Lyn war direkt ein Fernseh-Gig. RTL Top Of The Pops. Wir haben Bahama Mama gespielt. Und das ganze natürlich live. Coole Feuertaufe! Aber ich denke, ich habe das ganz gut über die Bühne gebracht. Schließlich hatte ich zu diesem Zeitpunkt ja schon etliche Gigs mit meiner eigenen Band auf dem Buckel. So war ich zumindest nicht übermäßig nervös.

?PG: Hattest du während der Proben zu irgendeinem Zeitpunkt Zweifel daran, dass du dir die Songs und Arrangements in der Kürze der Zeit draufschaffen kannst?!

?PG: Klar, es gab eine Phase, da war ich ziemlich gestresst und ehrlich gesagt sogar verunsichert. Ich muß aber ein grosses Lob an meine Band aussprechen. Sie haben mir immer vertraut und gerade Sascha hat sich richtig gut um mich gekümmert - und im Endeffekt hat es ja auch sehr gut funktioniert.

?PG: Was hast du eigentlich vor deinem Einstieg bei 4Lyn gemacht?

!RR: Schlagzeug gespielt (lacht)! Im Ernst, ich habe immer parallel Gitarre und Drums gespielt. In meiner ersten Band, unserer Schulband, betätigte ich mich als Gitarrist. Ich war damals 14. Nachdem sich die Band aufgelöst hatte gründete ich mit ein paar Freunden eine neue Combo, in der ich dann den Schlagzeugpart übernahm. Das Instrument übte einen starken Reiz auf mich aus. Ich habe das Ganze dann eine Zeitlang richtig intensiv durchgezogen, habe Noten gelernt und Unterricht genommen. Wir waren in der Region Pinneberg sehr erfolgreich, eine Tatsache die im Zusammenhang mit meinem Einstieg bei 4Lyn zu einer lustigen Begebenheit führte. Eine Pinnerberger Zeitung berichtete über meine Arbeit mit 4Lyn und sorgt so für ziemliche Verwirrung. Alle kannten mich nur als Schlagzeuger und du kannst dir sicherlich vorstellen, dass die Tatsache das ich jetzt als Gitarrist in eine Band mit Major Deal einstieg, für allgemeine Verwunderung sorgte.

Rene & Ron: auf dem Zettel steht: Riffmaster!?PG: Und wie sieht es mit deinem gitarristischen Background aus? Hattest du Unterricht?

!RR: Ja, hatte ich. Ich habe mit zehn Jahren angefangen Gitarre zu spielen. Meine Mutter hat mich dann zu einem VHS Kurs geschleift und hier habe ich mir dann zunächst einmal ein umfangreiches Repertoire an Volks- und Kinderlieder angeeignet. Das Ganze dauerte so zirka zwei Jahre. Dann hatte ich erst mal keine Lust mehr und verlegte mich aufs "sportmachen". Aber die Musik ließ mich nicht los. In der fünften Klasse fingen wir , im Rahmen des Musikunterrichts an, erste Bandexperimente zu starten. Sascha war damals auch schon dabei. Wir trafen uns nach der Schule und haben gerockt, was das Zeug hielt. Zu diesem Zeitpunkt habe ich - wie eben schon erwähnt- halt eben noch Gitarre gespielt. Ich nahm dann auch wieder Unterricht. Der Bruder eines Freundes war ein ziemlich versierter Gitarrist und hat mir sehr viele interessante Sachen gezeigt. Nach einem Jahr Unterricht verlegte ich mich dann wieder auf Learning By Doing!

?PG: Hattest du irgendwelche Vorbilder?

!RR: Früher stand ich total auf Soundgarden, Alice In Chains und Pearl Jam. Ich habe mir gerade erst die Solo CD von Stone Gossard gekauft, hatte aber noch keine Zeit reinzuhören. Auf Queens Of Stone Age stehe ich auch. Musik muß hart sein und abgehen!

?PG: Die Musik von 4Lyn ist -genrespezifisch- sehr rhythmisch. Meinst du, dass die Tatsache das du von Hause aus Drummer bist dir dabei geholfen hat, dich schneller in der Musik zurecht zu finden?

!RR: Das auf jeden Fall. Mein Gitarrenspiel hat von jeher einen sehr rhythmischen Ansatz. Das ist auch eigentlich das, was mich wirklich interessiert. Es muß grooven!

?PG: Ihr werdet immer gerne mit Korn und Limp Bizkit verglichen. Wie sieht es denn in dieser Hinsicht aus?

!RR: Ich habe weder CD's von Korn noch von Limp Bizkit. Die ganze Rapcore/Crossoverschiene fehlt in meiner CD-Sammlung!

?PG: Du bist ja nun schon einige Monate mit den Jungs unterwegs. Was macht das Songwriting. Habt ihr schon Songs zusammengeschrieben?

!RR: Ja, wir haben zwei neue Nummern am Start. Die sind mittlerweile sogar schon aufgenommen und wir werden sie heute Abend sicher spielen. Die Songs haben wir in Teamarbeit komponiert. Einige Riffs sind von mir, andere entstehen beim jammen mit der Band. Auch Sascha (Drummer) beteiligt sich sehr intensiv am Songwriting. Er hat genau Vorstellungen und kann seine Ideen sehr gut rüberbringen, so dass sie eins zu eins in die Struktur der Songs einfließen. Im Allgemeinen nutzen wir die Soundchecks, um neue Sachen auszuprobieren. Das läuft sehr gut!

?PG: Viele der Songs auf 4Lyn stehen in der Tonart B. Der verzerrte Sound ist ultrabrachial. Welche Stimmung kommt bei euch zum Einsatz?

Rene & Ron!RR: Ein Dropped D Tuning, das noch einmal um 3 Halbtöne runtergeschraubt wurde. (B F# B E G# C#).

?PG:Brutal tief! Die äußerste Grenze würde ich sagen. Welche Saitenstärke verwendest du, um das Erschlaffen der Saiten beim Herunterstimmen zu kompensieren?

!RR: Ich bin da ganz trickreich und spiele einen 7-Saiter Satz bei dem ich die hohe E-Saite weglasse. So funktioniert das Tuning optimal.

?PG: Welche Gitarren kommen zum Einsatz?

!RR: Ich habe zwei Gibson Les Pauls dabei! Die beiden Gitarren habe ich mir vor der Tour angeschafft. Es dauerte einen ganzen Tag, bis ich die Instrumente gefunden hatte, die dem Bandsound am ehesten entsprachen. Ich bin rund um zufrieden!

?PG: Wie sieht es mit deinem Set-Up aus. Den DigiTech Preamp kennen wir ja schon. Was machst du denn mit dem Marshall Top?

!RR: Das Topteil und die 4x12er Box verwende ich On Stage als Monitoranlage. Dazu mußt du wissen, dass ich den DigiTech Preamp line abnehme, er geht also direkt ins Mischpult. Da ich den Sound von normalen Monitorboxen nicht sonderlich mag, benutze ich den Marshall und die Box um das Preamp-Signal zu verstärken und mir auf der Bühne ordentlich Dampf zu machen. Sonst macht es doch keinen Spaß!

?PG: Okay René. Vielen Dank für das ausführliche Gespräch. Viel Erfolg heute abend!

 

TIPP: Ein ausführlicher 4Lyn/New Rock Workshop folgt im Laufe der nächsten Woche!

 

home planet-guitar