Um Informationen zu den Bedienelementen zu bekommen, fahre bitte mit dem Cursor über die betreffende Stelle im Bild. Einige Hörbeispiele findest du unter Presets hören.
All In One - Der Toneworks AX 100 G Modeling Signal Prozessor

ein Test von Hansi Tietgen

Wer in diesem Jahr über die Frankfurter Musikmesse schlenderte, der brauchte kein ausgeprägtes detektivisches Geschick um herauszufinden, dass das Thema Amp Modeling mittlerweile für nahezu alle Firmen - die den Amp - und Effektacker bestellen - ein Thema geworden ist. Mit dem neuen AX 100 G zeigte auch die Korg Tochter Toneworks Neues von der Cyberfront.

Die Basix
Basierend auf dem 99er Toneworks Flaggschiff AX 1000 G präsentiert sich die neue - in den Features und im Preis leicht abgespeckte Variante - in einem robusten, roadtauglichen Kunststoffgehäuse mit Stahlboden und Antischlupf-Gummifüssen. Weitere Features des Unterbodens: Eine praktische Vorrichtung zur Arretierung des Gitarrenkabels plus Batteriefach. Das Gerät lässt sich nämlich praktischerweise auch mit 4 Mignon-Batterien betreiben, ein für Amp Modeller dieser Bauweise ziemlich einmaliges Feature. Die Klangerzeugung des AX 100 basiert auf dem bewährten - von Toneworks entwickelten - Resonant Structure And Electronic Circuit Modeling System, kurz REMS genannt, das sich seine Sporen bereits im Top-Modell der Serie, dem AX 1000 G verdient hat. Dieses System sorgt, dank geballter Prozessorpower, für die rechnerische Umsetzung der 10 verschiedenen Amp-Modelle, die das 100ter für den Benutzer bereithält. Angewählt werden die Sounds durch einen Drehschalter, der versenkt auf der linken Oberseite der Luxus-Tretmine zu finden ist. Die Auswahl reicht von einem virtuellen Akustik-Gitaren Modell (Acoustic) bis hin zum vollen Brett (Fat Dist). Jedem der 10 Sounds kann eine entsprechende Boxen-Simulation zugeordnet werden. Dabei reicht die Auswahl von der spartanischen 1 x 8" Box über eine 1 x 10er und 4 x 10er Variante, bis hin zur Maxibedienung, dem 4 x 12" Kabinet. Die Stärke des Effekts lässt sich mit Hilfe der Depth Funktion einstellen. Auf weitere Parameter wie z.B. der freien Wahl der Mikrofon-Positionierung, hat man hier verzichtet. Die einzelnen Speaker-Charakteristika wurden sehr gut getroffen, klingen ausgesprochen natürlich und haben - das kann man sich sicher vorstellen - einen enormen Einfluss auf das Gesamterscheinungsbild der verschiedenen Amp-Modelle. Die individuelle Lautstärken und Klang-Einstellungen aller Amp-Sounds erfolgen durch eine intuitiv zu bedienende, sich an den Funktionen eines normalen Amps orientierende Poti-Gruppe (Gain-, Treble-, Middle-, Bass- und Levelregler). Dank dieser, im wahrsten Sinne des Wortes griffigen Struktur, entfällt ein grossartiges Umstellen auf neue Bedienelemente und auch das Studieren eines Handbuchs, beschränkt sich beim AX 100 auf das Nötigste.

Die Presets
Ähnlich wie schon beim grossen Bruder, stellt Toneworks auch beim AX 100 G 40 Preset Sounds zur Verfügung, die sich durch weitere 40, selbst zu programmierenden User Sounds, ergänzen lassen. Jedes der enthaltenen Presets besteht - grob gesprochen - aus zwei Parts: Dem Amp- Modeling (plus Cabinet-Simulation) und einem entsprechenden Modulations- bzw. Raum-Effekt. Die Patches werden durch die drei integrierten Multifunktionstaster geschaltet und wurden in 10 Bänke zu je 4 Presets eingeteilt. Per Up- Und Down-Taster lassen sich die einzelnen Patches entsprechend ihrer vorsortierten Reihenfolge abrufen. Das Umschalten der Bänke erfolgt durch längeres Drücken des FX Select-Tasters. Nach dem Betätigen blinkt die Zehnerstelle im Display und zeigt an: Ich bin aktiv! Jetzt lässt sich, unter Zuhilfenahme der Up- and Down-Taster, die gewünschte Bank anwählen. Ein wiederholtes Drücken der FX-Taste bestätigt die Wahl und die Bank ist gewechselt. Da diese Aktion einige Augenblicke in Anspruch nimmt empfiehlt es sich die Sounds - gerade im Live Betrieb - so auf die Bänke zu verteilen, wie man sie in den einzelnen Songs benötigt. Mehr als 4 Sounds pro Song braucht man in den meisten Fällen sowieso nicht und die Anwahl innerhalb einer Bank ist mit den Up- und Down-Tastern schnell erledigt. Eine prozessorbedingte Verzögerung entsteht selbst bei krasseren Soundwechseln nicht. Apropos krass! Ein sehr interessantes und vor allem im Live-Einsatz äußerst praktisches Zusatz-Feature ist die A/B Funktion, die im FX Select Mode zur Verfügung steht. In diesem Modus funktioniert der Down Taster wie der Kanalumschalter eines normalen Amp und man kann mit seiner Hilfe problemlos zwischen zwei, bliebig wählbaren Sounds hin- und herschalten. Gerade wenn ein Gitarrenarrangement im Studio mit massiven Soundwechsel ausgestattet wurde (z.b vom Akustiksound zum Grungemonster), kann diese Funktion die Umsetzung Live On Stage doch ziemlich erleichtern.

Um das eben Beschriebene praktisch zu präsentieren, haben wir dir einen Flash-Film anzubieten, der die A/B Funktion im Einsatz zeigt. Drücke einfach den Play Button und los geht's!

Die Struktur und Bedienung
Die Reihenfolge der einzelnen Module der Klangerzeugung/Verarbeitung des AX 100 G stellt sich folgendermaßen dar:

Amp-Model>
Modulationseffekte (Chorus/Flanger/Wah etc.)>
Pedal (lässt das Verändern einzelner Paramter in Echtzeit zu) >
Ambience Effekte (Hall/Delay etc.)>
Speaker Simulation (1x12"/4x12).

Die einzelnen Module lassen sich, unter Zuhilfenahme der Effektwahltasten, einzeln anwählen. Jedem der Module ist eine Anzahl von Parametern zugeordnet, die sich durch die Drehregler 1-5 sehr einfach und schnell verändern lassen.

Ein Beispiel: Ich möchte in einem der Presets den Hallanteil erhöhen. Hall/Reverb ist ein Ambience Effekte, also wähle ich mit dem Effektwahlschalter AMB die entsprechende Abteilung an. Die aufgedruckte Matrix links neben dem Wahlschalter zeigt mir die Zuordnung der 5 Multifunktions-Drehregler auf die einzeln zu verändernden Parameter des ausgewählten Effekts. Für den Mix ist in unserem Beispiel der Level-Regler zuständig. Um den Effekt-Anteil zu erhöhen, dreht man jetzt einfach den Level-Regler im Uhrzeigersinn auf. Im Display erscheint die Information Mix. Der Anteil des Effekts wird in Werten von 0.0 bis 10.0 gemessen und erscheint ebenfalls im Display. Jetzt noch kurz speichern (Write) und schon ist die Sache erledigt.

Genau so einfach ist z.B. auch die Wahl einer entsprechenden Speaker-Simulation. Man wählt- durch Betätigen des Effektwahlschalters CAB- das benötigte Modul und checkt mit Hilfe der aufgedruckten Liste die Funktion der Drehregler. In diesem Fall habe ich zwei Möglichkeiten: Dem Gain Wahlschalter ist die Funktion Type zugeordnet. Durch drehen des Reglers stehen mir die einzelnen Boxen-Typen zur Verfügung. Welche Simulation gerade aktiv ist, erfährt man im Multifunktionsdisplay. Die Stärke des Effektes reguliert man in diesem Fall mit dem Depth Parameter. Die Einstellung erfolgt - laut Liste - anhand des Mid-Drehreglers. Auswählen> speichern> fertig!

Praxis
Hören ist besser als lesen. Mach dir ein Bild von den Sounds des AX 100 G. Der PG Gear Check (oben) hilft dir dabei!

Die Zusatzfeatures
Neben den Funktionen eines Amp-Modelers/Multieffekt-Gerätes wartet das AX 100 G noch mit einigen, interessanten Zusatzfeatures auf.

A) Um die Überei ein wenig angenehmer zu gestalten, haben die Toneworks-Ingenieure dem AX 100 G eine Reihe von Drum Grooves implantiert die dazu dienen, die Trainingssessions des übewillige Gitarreros mit dem nötigen rhythmischen Backbone zu versorgen. Aber auch das Komponieren kann durch diese praktische Maßnahme durchaus erfolgreicher und kreativer verlaufen, als ohne Beat. Das AX 100 G bietet 50 Drumpattern die, recht geschmackvoll selektiert, einen repräsentativen Querschnitt durch die wichtigsten Stilrichtungen liefern. Wer es eher puristisch mag, der kann aber auch auf den vollen Beat verzichten und sich lediglich mit dem integrierten Metronom vergnügen. Die jeweiligen Tempi sind in einem Toleranzbreich zwischen 20- und 208 Bpm regelbar.

B) Eine weitere sinnvolle Ergänzung für den Übenden, ist der sogennate Phrasetrainer, mit dessen Hilfe man z.B.eine Solophrase samplen (bis zu 8.sec) und diese dann- ohne Tonhöhenveränderung- in 5% Schritten bis auf 25% ihres Originaltempos herunterregeln kann. Diese Option ermöglicht sogar dem ungeübteren Heraushörer das transkribieren komplizierterer Läufe und Pattern. Wer schon einmal mit Phrasesampling gearbeitet hat der weiß sicher, das die Klang-Qualität parallel zur Temporeduktion abnimmt, so dass es sich nicht empfiehl die Phrase weiter als um 50% herunterrechnen zu lassen, da man in Ermanagelung der notwendigen Differenziertheit, eh keine konkreten Ergebnisse mehr erzielen würde.

C) Um eine gute Stimmung bemüht sich der integrierte chromatische Tuner. Ihn erreicht man durch paralleles Drücken der Up- and Down- Taster. Die nötige optische Unterstützung während des Stimmprozesses liefert das Multifunktionsdisplay und die Pedal-Ledkette.

D) Die Tap Funktion. Als sehr praktisches Detail hat sich die Tap Taste erwiesen. Wer kennt nicht das Problem: Man möchte einen Delay Effekt timingmäßig auf einen zu spielenden Song anpassen! Also kramt man -im Normalfall- eine dieser legendären Tabellen heraus die, fein säuberlich aufgelistet, die Verzögerungszeiten in Relation zum jeweiligen Tempo (BpM) wiedergeben. Muss nicht sein, denn mit der Tap Taste geht es leichter. Man tappt einfach den Viertelbeat des Songs mit, den man mit einem Delay verzieren möchte und der Prozessor des AX 100 G übernimmt den Rest und errechnet den passenden Parameter für das entsprechende Song-Tempo. Ein, für ein Gerät dieser Preisklasse doch recht außergewöhnliches Zusatzfeature.

E) Das Expression Pedal des AX erfüllt gleich mehrere Funktionen. Neben Standards wie Volumen- und Wah- Control, bietet das Pedal die Möglichkeit aktiv und in Echtzeit auf Effektparameter wie Modulationsintensität/Geschwindigkeit (Chorus/Vibrato/Phaser etc.), Effekt-Anteil am Mix oder die Intensität des Feedback-Effekts zuzugreifen.

F) Der Feedbacker - Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich ein virtueller Feedback -Effekt. Nach dem Anspielen eines Tons errechnet das AX einen Endlos-Ton der- nach einiger Zeit- feedbacktypisch in den Obertonbereich umkippt. Die Intensität des Effekts wird durch das Expression Pedal geregelt. Am realistischen ist der Effekt, wenn man ihn mäßig einsetzt. Die LED Kette neben dem Pedal, hilft dabei, den richtigen Effektanteil zu finden (5 LED's und der Sound steht). In unserem interaktiven Gear Check kannst du dir selber ein Bild von der Qualität des Feedback-Effekts machen).

G) Der intelligente Pitchshifter ergänzt die gespielten Töne durch frei wählbare Intervalle (z.b. gr.3, Quarte, Quinte etc.). Der Begriff Intelligent steht in diesem Zusammenhang für die Tatsache, dass man die Tonleiter, aus der sich der Prozessor beim Erzeugen der Intervalle bedienen soll, voreinstellen kann. Erst diese Funktion ermöglicht es dem Spieler seine Sololinien mit einem virtuellen Intervall zu harmonisieren, ohne das es ständig zu mehr oder weniger schrägen Zwischenfällen kommt. Ein Beispiel: Der Song, den ich mit einem Harmonie-Solo beglücken will, steht in C-Dur. Die entsprechende C-Dur Tonleiter stellt sich wie folgt dar: C D E F G A H C. Stelle ich bei einem normalen Pitch Shifter jetzt das Intervall gr.3 ein, dann haut die Aktion beim ersten Ton der Scale vielleicht noch hin: C >gr.3> E . Beim Zweiten sieht die Sache aber schon ganz anders aus: D> gr.3> F#. Das F# ist zwar grundsätzlich ein netter Ton, leider ist er aber nicht in der C-Dur Skala enthalten und würde bei einem Solo über einer C-Dur Akkordfolge, für ziemlich negative Schlagzeilen sorgen. Abhilfe schaffen intelligente Pitch Shifter. Hier stelle ich mein gewünschtes Intervall ein (z.b. maj3/Up) und wähle danach die Tonleiter aus, aus der die entsprechenden Zusatz-Intervalle stammen sollen (z.b C-Dur Scale). Spiele ich jetzt ein C , dann erkennt der Prozessor diese Note und ergänzt sie mit dem entsprechenden tonleitereigenen Intervall (C>gr.3> E). Das selbe macht er auch bei unserem Sorgenkind, dem D, nur das er-im Gegensatz zu einem normalen Pitcher- hier das korrekte Intervall auswählt (D>kl.3>F). Das gilt natürlich auch für alle anderen Töne meines Solos. Der Prozessor erkennt den gespielten Ton und ergänzt ihn mit einem tonleiterkompatiblen Terz-Intervall. Das Wirkprinzip lässt sich auch auf die anderen wählbaren Intervall-Typen anwenden. (Siehe auch Hörbeispiel "Pitchshifter" im PG Gear Check)

H) Regelbarer In- und Output- Das AX bietet die Möglichkeit das Output Signal, unabhängig von den in der Mastersektion eingestellten Parametern, zu regeln. Das hat den Vorteil das intern programmierte Lautenstärkenverhältnisse einzelner Patch- und Usersounds, komplett erhalten bleiben. Wenn man also das ideale Verhältnis zwischen einem Lead- und einem Cleansound gefunden hat, sich der Gesamtoutput bei der Probe oder im Studio aber als zu hoch erweißt, kann man einfach Abhilfe schaffen indem man den Gesamtoutput des AX mit dem Poti auf der Geräterückseite absenkt. Ähnliches gilt auch für den Input-Bereich. Hier hat man die Wahl die Eingangsempfindlichkeit auf High- and Low Output Instrumente voreinzustellen. Für eine normale, passives Gitarre wählt man den Low-Modus. Bei aktiven Instrumenten, oder Gitarren die mit High-Output Pick-Ups bestückt sind, kann man ungewolltes Zerren durch die Wahl des High-Modes ausschließen.

Fazit: Das AX 100 G ist ein moderner Amp Modeller/Effekt-Prozessor, der mit sehr guten Sounds aufwarten kann (siehe auch PG Gear Check). Die intergrierte Effektsektion bietet eine repräsentative Auswahl der wichtigsten Ambience- und Modulationseffekte. Zusatzfeatures wie das Expressionpedal, der Feedbacker und die integrierte Drum Machine plus Tuner und Phrase Trainer machen das AX zu einer echten Stand-Alone-Einheit, die sowohl im Homerecording-Bereich als auch im Proberaum- und Stage-Betrieb überzeugen kann. Bei einer unverbindlichen Preisempfehlung von 565,-DM ist das Preis-Leistungsverhältnis als sehr gut zu bezeichnen.

Vertriebsadresse:

Korg&More a Division of Musik Meyer GmbH

Preis: DM 565,- unverbindliche Preisempfehlung

Info Link(s): http://www.toneworks.dehttp://www.korg.de

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