Professionell – Martin D-40 DM Don McLean Limited Edition Signature Model

ein Test von Bernd Strohm

Seit 150 Jahren gehören die Flat-Top Akustikgitarren von Martin zu den Besten der Welt. Direkt oder indirekt haben sich wohl alle Hersteller von Christian Frederik Martins Entwürfen beeinflussen lassen. Das gilt sowohl für die Korpusform und das Balkensystem, als auch die dekorativen Intarsienverzierungen. Die Dreadnought zählt zu Martins berühmtesten Modellen und wurde nach einem britischen Schlachtschiff benannt. Sie wurde 1916 von Frank Henry Martin und Harry Hunt entworfen.

1971 stürmte Don McLean mit seinem Song American Pie an die Spitze der amerikanischen und europäischen Charts. McLean gelangte im Verlauf seiner Karriere in den Besitz von sage und schreibe 14 Gitarren der Firma Martin. Nachdem in der Vergangenheit schon Musiker wie Jim Croce (D-21JC), Jonny Lang (JLJRC), Baby Face (000C-16RB), Eric Clapton (000-42ECB), Stephen Stills (D-45SS), Woody Guthrie (000-18WG), Steve Howe (00-18SH), Sting (SWC), Clarence White (D-18CW), Roger Mc Guinn (D12-42RM) oder Steve Miller (00-37KJM) mit einem Signature-Modell bedacht wurden, präsentiert die Kultfirma mit der D-40DM Don McLean nun ein neues limitiertes Signature-Modell. Um an den Erfolg des Songs American Pie von McLean im Jahre 1971 zu erinnern, hat Martin 71 Exemplare angefertigt.

Korpus
Die D-40 DM Don McLean entspricht in ihren Abmessungen dem Standard einer D-40. Die Korpusform ist unverwechselbar: Eckige Schultern, breite Taille. Die Decke ist für die Schwingungs- und Klangentfaltung der wichtigste Teil des Korpus. Die hier verwendete massive Fichtendecke besteht aus zwei Teilen und ist sehr fein gezeichnet. Die Deckenhälften ergeben ein symmetrisches Erscheinungsbild und korrespondieren mit schönen parallelen Strukturen. Eingefasst wird die Decke mit einem schwarz-weiß gestreiftem Binding aus Boltaron, das auch schon bei der J-40 verarbeitet wurde. Das aufgeklebte Schlagbrett aus rot-schwarzem Tortoise hat die bekannte abgerundete Form. Das Schallloch wird von einer Rosette verziert, die bei genauer Betrachtung in vier schwarz-weiß gestreifte Kreise aufgelöst werden kann. In zentraler Position funkelt außerdem ein breiter Kreis aus buntem Abalone. Der dunkelbraune Saitenhalter mit der altbekannten Form, wurde aus einem Stück Ebenholz geschnitzt und konstrastiert elegant mit der hellen Fichtendecke. Um die Stimmstabilität zu optimieren, wurde die Knocheneinlage zweifach befeilt. Die sechs Pins sind mit Dots aus reflektierendem Abalone verziert. Von ausgezeichneter Qualität und regelmäßiger Zeichnung zeigt sich bei der D-40 DM das ostindische Palisander, das für den leicht gewölbten Boden, aus zwei Teilen, spiegelbildlich um den attraktiv verzierten eingelegten Bodenmittelstreifen (Mosaic) aufgeschlagen wurde. Ebenfalls aus Ostindischem Palisander bestehen die beiden Zargen mit einer deutlich konisch zulaufenden Form. Die Hälften korrespondieren ebenfalls spiegelbildlich miteinander und vermitteln ein vollkommenes Gleichgewicht. Der gesamte Korpus wurde perfekt hochglänzend lakiert.

Hals
Der Halsansatz der Dreadnought befindet sich klassischerweise natürlich am 14. Bund. Das Griffbrett besteht aus feinstem Ebenholz und hat an dieser Stelle eine Breite von 5,5 cm. Es wird mit Binding aus weißem Boltaron umfasst und gibt 20 schmalen, sehr sauber bearbeiteten Bünden Raum. Sechseckige breite Perlmutteinlagen im 1. Bund, 3. Bund, 5. Bund 7. Bund, 9. Bund, 12. Bund, 15. Bund und 17. Bund, sowie kleine schwarze Dots aus Kunststoff auf der Sichtkante sorgen für die nötige Orientierung. Allerdings wurde jedes Hexagon - im Gegensatz zur Standard D-40 - noch einmal aufwendig ausgefräßt, denn mit dunkelroten Buchstaben kann man dort die Namen der Protagonisten des Textes von American Pie lesen: King (1.Bund), Queen (3.Bund), Jester (5.Bund) Father (7.Bund), Son (9.Bund), Holy Ghost (12.Bund), Jack Flash (15.Bund) und American Pie (17.Bund). Im letzten (20.) Bund hat der Meister persönlich signiert. Für den schlank verrundeten Hals wurde gediegenes Mahagoni verwendet. Der Hals ist seidenmatt lackiert. Die Halskrümmung läßt sich mit einem eingelegten Stahlstab justieren. Die Schraubvorrichtung kann man bei der Dreadnought sehr gut über das Schalloch erreichen. Die sechs Saiten laufen über einen sorgfältig gearbeiteten Sattel, so dass sich alle Saiten auf einer Ebene befinden. Das Griffbrett misst hier eine Breite von 4,3 cm.

Head
Die geschlossene Kopfplatte hat die typischen Abmessungen und bildet mit dem Hals und dem Halsfuss eine komplette Einheit. Die hochglänzend schwarz lackierte Oberseite mit dem Logo der Firma Martin (ohne Est. 1833) als Perlmutteinlage, besteht aus Ebenholz und wird ebenfalls von weissem Boltaron eingefasst. In die Kopfplatte wurde außerdem das traditionelle Fackelmotiv (torch) eingelegt, das in den 20er Jahren bereits die guten und teuren Gitarren von Martin zierte, in den 30er Jahren dann aber durch das bekannte Martin-Logo ersetzt wurde. Martin liefert die Dreadnought mit geschlossenen Mechaniken der Firma Schaller in Gold und Wirbeln aus Pearloid.

Saiten
Die Gitarre wurde mit einem Satz Saiten von Martin bespannt. (SP-3200 Medium Gauge Bronze Wound). Die Saitenlage der Gitarre ist ideal und sollte nicht verändert werden. Eine zu niedrige Saitenlage könnte das Schwingungsverhalten der Saiten beeinträchtigen.

Innenleben
Nach einem Blick ins Innere wird der gute äußere Eindruck untermauert. Die Reifen, die zur Vergrösserung der Verleimflächen von Decke und Boden am Rand eingesezt werden, sind sauber und gleichmässig verarbeitet. Man sucht vergeblich nach Leimresten oder Unregelmässigkeiten. Für die Beleistung der Decke wurde auf die bewährte X-Verstrebung zurückgegriffen, die von Martin entwickelt und eingeführt wurde. Die scallopten Balken dienen der Stabilität und geben der Gitarre ihren individuellen Klang. Martin entwarf dieses System bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Um den Schalldruck zu erhöhen, wurde bei der D-40 DM Don McLean die X-Verstrebung noch näher am Schalloch befefestigt.

Elektronik
Die D-40 kann auch mit einem Tonabnehmer geliefert werden. Die von mir getestete D-40 DM wurde jedoch ohne Tonabnehmer geliefert.

Klang und Spielpraxis
Zunächst wird man förmlich von der Druckwelle der Fichtendecke überwältigt. Die Schwingungen der Decke lassen eine Luftsäule mit kräftigen Vibrationen entstehen. Dabei entsteht ein sehr transparenter stimmlicher Sound, mit satten, druckvollen Frequenzen im Bassbereich. Ein Klangverhalten also, das man von einer Dreadnought "irgendwie" auch erwartet hat. Auch stärkere Anschläge verursachen keine Nebengeräusche. Das Modell zeichnet sich durch eine ausgesprochen gute klangliche Balance und Tonentfaltung aus. Schnell hat man sich mit dem Instrument angefreundet. Der Hals schmiegt sich weich und schlank in die Spielhand. Ich darf endlich mit den Aufnahmen beginnen. Jesus Christ! Meine Mikrofone lassen sich auch in verschiedenen Positionen von der Druckwelle im unteren Frequenzbereich überwältigen. Mit der Werkbespannung kann ich mich eben einfach nicht anfreunden. Für die Aufnahmen habe ich deshalb einen Satz Martin Strings M170 Extra Light Gauge aufgespannt. Ich hoffe, daß ich den Schalldruck im unteren Frequenzbereich damit vermindern kann... Na also, schon viel besser. Die neuen dünnen Saiten klingen auch viel brillianter. Trotz des dünneren Saitensatzes drückt die Gitarre immer noch gut.

Hier noch ein kleines Hörbeispiel im MP3-Format: September Rain (B.Strohm)

Fazit: Die D-40 DM Don McLean ist eine Akustikgitarre, die auch hohen professionellen Ansprüchen gerecht werden kann und sie kann sich auch ohne Tonabnehmersystem hören lassen. So und nicht anders muß eine Dreadnought klingen. Wer mit der Fülle im Bassbereich nicht leben kann, der muss eben ein anderes Gitarrenkonzept wählen. Für die Arbeit auf der Bühne sollte die Gitarre auf jeden Fall mit einem guten Tonabnehmersystem aufgerüstet werden. Ein sehr schönes Instrument, für jede Sammlung.


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