Hughes & Kettner Matrix 100

Welcome To The Matrix - Der Neue im PG Gear Check

Ein Test von Hansi Tietgen

Mit der Veröffentlichung des Matrix 100 Amps präsentiert der innovative saarländische Hersteller Hughes & Kettner das erste Modell einer brandneuen Amplinie. Zielsetzung bei der Konzeption der Serie war es Amps aus der Taufe zu heben die das ganze Spektrum der angesagtesten Sounds abdecken, mit einer hochwertigen DFX Sektion ausgestattet sind und deren Bedienung, trotz umfangreicher Möglichkeiten, einfach und intuitiv vonstatten geht. Und der Preis sollte obenrein auch noch im Budget-Bereich liegen. Mal sehen ob Hughes&Kettner dieses Kunststück gelungen ist.

Hughes & Kettner ist bekannt für den innovativen Umgang mit der Röhren-Technologie. Im Laufe der 20jährigen Firmengeschichte haben die Designer aber immer wieder bewiesen, dass es durchaus auch möglich ist ohne den Einsatz der kleinen glühenden Glaskolben erstklassig klingende Verstärker zu konstruieren. Basierend auf dieser Erfahrung hat sich Hughes & Kettner dazu entschlossen auch die neue Matrix-Serie mit modernster Transitor-Technik zu befeuern. Der Matrix 100 ist in einer Combo und einer Topteil Version erhältlich. Wir haben uns für den Test der Komplettlösung, des 100 Watt starken Combo-Amps entschieden.

Die Details

Das aus MDF gefertigte Gehäuse des Matrix 100 wurde mit dezent gemasertem Kunstleder bezogen und macht einen sehr robusten Eindruck. Die Gehäuseecken werden durch stabile Kunststoffecken effektiv vor den Unbilden des harten Musiker-Alltags geschützt. Der in Kooperation mit Celestion speziell für die Amp-Serie entwickelte 12" RockDriver Ultra Speaker wartet verborgen hinter einem schwarzen, silbrig glänzenden Bespannstoff auf Kundschaft. Ein Hughes & Kettner Logo im oberen Bereich der Bespannung weist auf die gute Kinderstube des Amps hin. Das Bedienpanel wird optisch durch eine schwarz/silberne Lackierung in zwei Bereiche unterteilt. Dabei wurden in der silbernen Sektion die Bedienelemente des Amps unter gebracht. Die sogenannte Autostore FX Matrix, die eigentliche Namensgeberin des Amps findet im schwarz hinterlegten Bereich platz.

Starten wir mit der Amp-Sektion. Der Übersichtlichkeit halber haben die Hughes&Kettner Designer die einzelnen Bereiche voneinander separiert bzw. optisch durch schwarz auflackierte Klammern ihrer Funktion entsprechend zusammengefasst. Los geht es links mit den Bedienelementen des Clean-Kanals. Die Lautstärke und die Sättigung des Kanals wird mit Hilfe des Clean Volume Reglers eingestellt Dabei wurde der Kanal so ausgelegt, dass er auch bei weit aufgedrehtem Gain absolut clean bleibt. Beim Einsatz eines entsprechend leistungsstarken Humbuckers sind am Ende des Regelwegs aber durchaus auch leicht angezerrte Crunch-Sounds möglich. Um die Flexibilität des Kanals voll ausschöpfen zu können hat man sich dazu entschlossen den Clean-Kanal des Matrix mit einer eigenständigen 3-Band Klangregelung auszustatten bei der sich die Regler für die Mitten und Höhenanpassung genau wie bei einem Röhrenamp gegenseitig beeinflussen. Eine Höhenanhebung bewirkt also eine Mittenabsenkung und umgekehrt. Der Bass-Controller arbeitet "autark". Kommen wir zur Crunch-Abteilung. Hier werden alle Sounds zusammengefasst die sich im Bereich zwischen "gerade noch clean bis ganz schön verzerrt" ansiedeln. Die Eingangsempfindlichkeit und damit den Grad der gelieferten Verzerrung kontrolliert der sogenannte Crunch Gain Regler. Die Gesamtlautstärke des Kanals wird über den Crunch Volume Reglereingestellt. Eine separate Klangregelung für den Kanal gibt es nicht. Er teilt sich diese Instanz mit dem Overdrive/Warp Channel des Matrix. Um dennoch eine effektive Kontrolle der Performance der drei Amp.Kanäle gewährleisten zu können, bedient sich Hughes & Kettner eines kleinen Trix. Der Amp ist nämlich mit drei separaten EQ-Schaltkreisen ausgestattet die parallel zum jeweils ausgewählten Kanal aktiviert werden. Da die drei Schaltungen sehr gut aufeinander abgestimmt sind funktioniert die Anpassung der Klang-Charakteristika der einzelnen Kanäle untereinander sehr gut. Dazu aber später noch mehr im Praxisteil des Testberichts.

In der Mitte des Panels finden die Bedienelemente des Lead-Kanals platz. DerKanal orientiert sich am Sound britischer "Generatoren" und liefert bissige, hochtourige Zerrsouds. Die Kontrolle der Zerrintensität übernimmt der Lead/Warp Gainregler (ist auch für das Gain des Warp-Kanals zuständig). Für die Anpassung der Gesamtlautstärke des Kanals ist ein separater Lead-Volume Regler verantwortlich.

Freunde massiver HiGain Sounds werden sich im Warp-Kanal des Matrix 100 besonders wohl fühlen. Je nach Einstellung des Gain-Reglers reicht das Angebot von coolen Alternative-Sounds bis hin zum knallharten NuMetal Brett mit Drop Ambitionen (siehe auch Praxis).

Die Matrix

Die Matrix ist sozusagen die Schaltzentrale des Amps. Neben den Tastern zur Kanalanwahl finden sich hier die Kontroll-Instanzen für die integrierte digitale Effektsektion. Namentlich stehen drei separate "Effektgeräte" zur Verfügung: die die wichtigsten Varianten zu den Themen Modulation-, Hall-,und Delay bereit stellen. Aller drei Effekt-Typen lassen sich gleichzeitig benutzen und in vielen Facetten separat justieren. Die Qualität der Effekte ist über jeden Zweifel erhaben und kann auch anspruchvolleren Zeitgenossen problemlos gerecht werden.

Die "Verwaltung" der Effekte findet nach dem Prinzip des Channel-Trackings statt. Die Matrix speichert also alle Effekteinstellungen in Verknüpfung mit dem gerade aktiven Kanal - und das automatisch. Die eigentlichen Amp-Settings bleiben davon aber unberührt. Die Matrix merkt sich ausschließlich die Effekt-Parameter.

Die Anwahl der einzelnen Effekte der drei Sektionen findet intuitiv und schnörkellos über Dreh-Regler statt. So lassen sich die Modulationseffekte zum Beispiel mit Hilfe des smarten MOD FX Reglers scharf schalten bzw. in ihrem Charakter beeinflussen. Die Bedienung ist mehr als einfach. Der Regelweg des MOD FX unterteilt sich in drei separate Sektionen. Jede der Sektionen ist für einen der drei zur Auswahl stehenden Modulations-Effekte zuständig (Chorus, Flanger, Tremolo). Bewegt man sich mit dem Regler innerhalb einer Sektion ändert sich - je nach Einstellung - die Geschwindigkeit (Rate) des verknüpften Effekts. Daran gekoppelt findet eine automatische Anpassung der Modulationstiefe (Depth) statt. Das ganze wurde so vorjustiert, dass in jeder Stellung des Reglers der jeweils optimale Effektsound zur Verfügung steht. Langes Fummeln kann man also vergessen. Hier ist alles auf Praxistauglichkeit und den schnellen Erfolg getrimmt. Der Effekt ist ausgeschaltet wenn der Regler komplett nach links gedreht ist.

Die Performance des Delays wird über zwei Regler an persönliche Vorlieben angepasst. "Time" regelt stufenlos die Zeit bis zur nächsten Signalwiederholung (80ms bis 1400ms). Das jeweilige Feedback wird automatisch angepasst. Kurze Delay-Zeiten kommen also mit wenig, lange mit entsprechend intensiverem Feedback.

Die Lautstärke des Effekts wird über den "Volume-Regler" festgelegt. Bei "Links-Anschlag" (entgegen den Uhrzeigersinn gedreht) ist der Effekt ausgeschaltet. Voll aufgedreht entspricht die Effektlautstärke der Stärke des Originalsignals.

Fehlt noch das Reverb. Es ist der Performance eines Federhalls nachempfunden und lässt sich genauso einfach bedienen. Bei Links-Anschlag ist der Effekt deaktiviert. Kontinuierliches Drehen im Uhrzeigersinn erhöht die Intensität des gelieferten Hall-Effekts.

Die Rückseite

Auch die Rückseite des schmucken Combo-Amps hat einiges zu bieten. Den Einstieg macht ein praktischer Kopfhörer-Anschluss. Da der interne Lautsprecher bei eingestecktem "Headphone" abgeschaltet wird hat man die Möglichkeit sich mit dem Matrix auch in den Nachtstunden gnadenlos austoben. Die Lautstärke-Anpassung erfolgt über den Mastervolume-Regler. Sehr praktisch ist auch die CD/Line In Buchse. So lassen sich mit einem hier angeschlossenen CD-Player (o.ä.) beispielsweise Playbacks einspielen. Ein eingeklinkter Drum-Computer versorgt Übende mit dem nötigen Beat. Der Phantasie sind bei der Nutzung des "Ports" (fast) keine Grenzen gesetzt. Wer neben den internen Effekten des Amps auch auf den Einsatz externer "Soundspender" nicht verzichten möchte, der hat die Möglichkeit seine "Tools" über einen zusätzlichen seriell ausgeführten Effektweg einzuschleifen. Auch die Möglichkeiten der Fernbedienung via Fußschalter sind umfangreich und professionell . So lassen sich mit Hilfe des im Lieferumfang enthaltenen 4-fach Fußschalters die Funktionen der vier Kanalwahltaster auf der Front übernehmen. Aber das ist noch nicht alles. Mit einem an die FX ON/OFF Buchse angeschlossenen zusätzlichen 2-fach Fußschalter lassen sich die drei Effektbereiche des Matrix an-, und ausschalten - ein Feature, das gerade im Live-Betrieb eine echte Bereicherung darstellt. Ein Line-Out zum Anschluss einer externen Endstufe oder einer D.I. Box und ein externer Speaker-Out runden das Angebot der Rückseite ab.

Die Praxis

Unsere Versuchsreihe startet im Clean-Kanal des Amps - zunächst ohne den Einsatz der Effektsektion. Testgitarre ist unsere hauseigene MusicMan Axis SuperSport. Der Grundsound des Kanals ist sehr voluminös, dicht und in weiten Bereichen des Regelwegs ultraclean - ohne dabei aber zu irgendeinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise klinisch zu wirken. Im Gegenteil: Die Performance ist natürlich, sehr dynamisch und reagiert unmittelbar auf jedes Spieldetail. Die Klangregelung des Amps arbeitet hervorragend und ermöglicht das "Verbiegen" des Sounds in alle Richtungen. So lassen sich mit dem Matrix problemlos alle erdenklichen Stilrichtungen an die Luft setzen. Jazzig warm ist genauso wenig ein Thema wie funky nasal. Aber auch den typisch brillanten Country-Twäng kriegt man, dank der üppigen Höhenreserven des Amps problemlos hin. Bei voll aufgedrehtem Gainregler fährt die Endstufe sanft in die Sättigung und liefert leicht angezerrte Blues-, und Crunchsounds. Dabei gilt: Je hochtouriger der verwendete Pick-Up, umso intensiver ist der "Crunch". Jetzt aber mit Effekt! Versuchen wir zunächst einmal den Hall. Alles klar. Der gelieferte Effekt ist dicht, klingt warm und differenziert und macht auch bei massiverem Einsatz keine Zicken. Auch das Delay ist richtig gut in Form. Die Kopplung der Delay-Time mit dem Feedback ist geschmackvoll gelöst und deckt alle gängigen Einsatzgebiete ab. Auch die gelieferten Modulationseffekte lassen keine Wünsche offen. Der Chorus klingt seidig und warm, der Flanger greift intensiv zu und auch das Tremolo kann sich hören lassen. Die Einstellung des gewählten Modulationseffekts über den Multifunktionsregler ist easy und effektiv. Genau wie beim Delay wurde auch hier die Kopplung zweier Parameter (Depth und Speed) bestens gelöst. Selbst pingelige Soundfetischisten sollten keine Probleme haben klar zu kommen. Und wenn man doch mal was ganz spezielles sucht, dann hat man ja immer noch die Option sein Leib und Mageneffektgerät über den externen Effektweg einzuschleifen.

Beim Umschalten in den Crunch-Channel werden die im Clean-Kanal vorgenommenen Effektsettings automatisch gespeichert. Das erneute Aktivieren des Clean Channels würde die gespeicherten Einstellungen ohne Verzögerungszeit wieder herstellen. Aber wir wollen es ja im Crunch Kanal krachen lassen. Wieder starten wir unsere Untersuchungen zunächst einmal ohne Effektzusatz. Von wegen Transitoramps liefern harsche Zerrsounds. Das Gegenteil ist der Fall. Tatsächlich versorgt der Matrix 100 auch angezerrt mit sehr natürlichen, superdynamischen Sounds rund um das allzeit aktuelle Thema Crunch n´more. Und das Spektrum ist breit. So sind sehr dezent verzerrende Bluesleads für den Matrix 100 genauso wenig ein Thema, wie recht massiv zur Sache gehende Hardrock-Riffs . Alle Sounds haben eines gemeinsam: Sie sind dynamisch,, differenziert und durchsetzungsstark. 100 Watt Endstufenleistung sind halt schon eine Hausnummer! Und die verwendete "Current Feedback" Endstufe macht wirklich einen richtig guten Job und lässt sich auch bei massiveren Lautstärken nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil: Je mehr sie leisten muss, umso besser wird ihre Performance. Jetzt mit Effekt. Der Hall verziert auch die Sounds der Abteilung Crunch mit einer amtlichen Räumlichkeit. Auch das sehr gut klingende Delay ist eine echte Bereicherung. Einmal mehr zeigt sich das die parallele Kontrolle mehrerer Effekt-Parameter über einen Regler kein Nachteil sein muss. Gerade wenn es auf der Bühne oder im Proberaum mal hektisch wird ist die kinderleichte Bedienung der Effektsektion eine gerne gesehene Hilfe. Auch die Modulationseffekte lassen keine Wünsche offen. Der Flanger greift beherzt zu und stellt quer durchs Zerrangebot alle gängigen Soundvarianten bereit. Fans cooler Retrosounds werden sich mit dem amtlichen Tremolo besonders wohl fühlen.

Ein Druck auf den LEAD Taster und schon wird es heiß. Der Lead-Kanal macht gaintechnisch da weiter wo der Crunch aufhört. Nach oben sind fast keine Limits gesetzt. Auch im Lead-Modus ist die gelieferte Distortion sehr natürlich und dynamisch. Die harsche Kettensäge sucht man vergebens. Die Spezialität des Channels sind durchsetzungsstarken Leadsounds in allen Varianten. In Kombination mit den integrierten Digitaleffekten lassen sich alle denkbaren Stilistiken realisieren. Egal ob poppig, geschmeidig mit einer Prise Chorus, Reverb und Delay, oder rasiermesserscharf und rau -der Matrix 100 macht alles bereitwillig mit. Der Amp nimmt sensibel alle Spieldetails auf und setzt sie dynamisch um. Noch eine Spur heftiger geht es im Warp-Mode zur Sache. Gerade NuRocker und Alternative-Freaks werden den brachialen Sound des Kanals zu schätzen wissen. Dabei nimmt der Matrix auch krassere Detuning-Varianten gelassen. Die Performance bleibt zu jeder Zeit differenziert und direkt. Noch kurz ein paar Worte zur gemeinsamen Klangregelung der drei Zerrsektionen. Dank des Tricks mit den drei separaten EQ- Schaltkreisen lassen sich die drei Zerr-Modes des Amps parallel nutzen, ohne dabei großartige Kompromisse eingehen zu müssen. Ein im Crunch.Kanal gefundenes Setting macht sowohl im Lead-, als auch Warp-Modus Sinn. Und auch umgekehrt wird ein Schuh draus (ja, das sagt man doch so, oder?!). Das Setting für einen traumhaft sahnigen Leadsound sorgt sowohl im Crunch-Mode, als auch im Warp-Betrieb für eine amtliche Performance. Man merkt sofort das sich die Hughes & Kettner Designer bei der Abstimmung der Kanäle und der drei EQ-Schaltkreise sehr viel Mühe gegeben haben.

Fazit

Der erste Amp der neuen Matrix Serie ist ein echter Volltreffer und macht Lust auf mehr. Seine umfangreiche Ausstattung und eine sehr gute Soundbasis machen den Quasi 4-Kanaler zu einem echten Allrounder, der in jeder musikalischen Situationen zu überzeugen weiß. Dank der intuitiv zu bedienenden FX-Matrix und der praktischen Autostore-Funktion ist das Handling der bereitgestellten Effekte kinderleicht. So sind auch spontane Anpassungen "On Stage" kein Thema und mit einem Handgriff erledigt. Die Möglichkeit alle Kanäle per mitgeliefertem 4-fach Fußschalter fern zu bedienen und parallel dazu die Effektsektion mit einem optionalen 2-fach Fußschalter zu kontrollieren unterstreicht den durchaus professionellen Anspruch des Verstärkers. Mit dem preiswerten Matrix 100 beweisen die Hughes & Kettner Designer einmal mehr, dass sie genau wissen worauf es bei der Konstruktion eines Amps ankommt. Setzen, sehr gut!

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